Selbsterfahrung monomedial
„Atem, Stimme, Klang“ bei Tina Lukasowsky
Eine der
eindrucksvollsten Erfahrungen während dieser Gruppenselbsterfahrung war für
mich, die Wirkung der Klangmassage am eigenen Leib zu erleben. Die
Klang-massagen im Zuge dieses Seminars zeigten mir eine völlig neue Art von
Entspannung, sie ließen mich ein neues Körpergefühl kennenlernen, und sie
brachten bald in mir eine sehr starke, tief sitzende Müdigkeit zum Vorschein.
Ich machte darüber hinaus die Erfahrung, dass ich tagelang die angenehmen
Schwingungen in meinem Körper wahrnahm. Und: Immerhin hat mich diese
Gruppeselbsterfahrung dazu bewogen, ein Seminar über Klangmassage nach Peter
Hess zu absolvieren. Ich habe daraufhin an einigen Personen meines Umfeldes
Klangmassage durchgeführt – und jedes Mal mit sehr beeindruckender Wirkung auf
die „Klangmassierten“.
Im Laufe des Seminars sensibilisierte uns Tina für den Unterschied zwischen
einer verstandesmäßigen Analyse z. B. eines Gong-Schlages, der auf unseren
Körper trifft, und dem „einfachen Spüren“ dieser Wirkung. Dies war für mich der
Anfang eines großen Abenteuers: Ich durfte, auf diese Weise sensibilisiert, ganz
erstaunliche Entdeckungen machen, wie unterschiedlich verschiedene Klänge auf
mich wirken, welche Resonanzen sie in meinem Körper auslösen.
Ein wichtiger Punkt in diesem Zusammenhang war, dass Tina uns immer wieder darin
bestärkte, dass wir uns unsere körperlichen Empfindungen oder auch Schmerzen
bewusst machen sollen, und diesen Empfindungen einfach zustimmen anstatt sie zu
bewerten oder anzuzweifeln. Dies übten wir unter anderem über eine geführte
Meditation mit dem Gong und mit Klangschalen: Einfach da sein, die Wirklichkeit
annehmen, wie sie ist, und akzeptieren, dass sie sich ständig ändert. Dieser
Zustand im Jenseits der Bewertung war für mich eine sehr wertvolle, modellhafte
Erfahrung für mein weiteres Leben.
Und so kam es, dass über das Tönen in der Gruppe sich bei mir auch starke
Gefühle von Trauer zeigen durften und schmerzliche Erinnerungen an meine
Kindheit hochkommen konnten. Tina brachte uns noch eine Menge anderer Techniken
bzw. Methoden nahe, die eine ganz erstaunliche Wirkung zeigten, um tief
sitzende, verdrängte Gefühle sehr unmittelbar hervorzurufen. So führte etwa das
holotrope Atmen, bei sehr ergreifender Musik, dazu, dass fast die ganze Gruppe
weinen konnte. Ich selbst betrauerte dabei die viele Einsamkeit in meinem Leben,
und spürte gleichzeitig die Verbundenheit mit meinen Kolleginnen. Dies war einer
der schönsten Gewinne für mich: Die Geborgenheit in einer Gruppe zu erleben,
deren Mitglieder ich zum allergrößten Teil nicht einmal kenne.
Tina teilte uns immer wieder Dinge mit, die mich im Innersten berührten, etwa
dass wir lernen sollten, uns selbst die Aufmerksamkeit zu geben, die wir gerne
von anderen hätten. Oder sie machte uns bewusst, wie sehr sich (selbst- oder
fremdauferlegte) Verbote, sich in seiner Kraft entsprechend zu äußern, sich auf
den eigenen Atem auswirken. Tina machte uns darauf aufmerksam, dass der Atem und
die Gefühle eng miteinander verbunden sind: Wenn wir beginnen, anders zu atmen,
ändert sich unser emotionales Muster. Und sie teilte uns mit, dass beim Singen
das Angstzentrum ausgeschaltet wird.
Auf diesen Wegen vermittelte uns Tina die hohe Bedeutung des richtigen Atmens
und ließ uns über Atemübungen und Atemmeditationen dieses richtige Atmen
entdecken. Auch diese Übungen zeigten mir, wie man effektiv Blockaden lösen
kann, und wie einfach man durch bestimmte Atemübungen Gefühle aktivieren oder zu
verdrängten Gefühlen vordringen kann.
Sehr viel Spaß hat mir die Übung „Kakophonie“ gemacht, bei der wir bewusst
falsch singen sollten. Besonders lustvoll erlebte ich auch die Übung, bei der
wir alles machen sollten, was uns als Kind verboten war – das habe ich als sehr
befreiend erlebt!
Es kam im Laufe des Seminars auch zu einer (letztlich sehr wertvollen) Spannung
mit einer Kollegin, die lachte, während andere weinten – was ich als unsensibel
empfand. Tina aber wies mich darauf hin, dass jeder im Rahmen einer
Gruppenselbsterfahrung seine eigene Erfahrung machen darf. Dies war für mich ein
weiterer Hinweis, dass ich lernen soll, mich von der Erfahrung anderer
abzugrenzen und einfach bei mir und meinen Gefühlen zu bleiben.
Wir durften im Rahmen dieses Seminars unsere eigene Stimme als Klangheilmittel
entdecken. Wie sehr Tönen die Selbstheilungskräfte aktiviert, konnte ich am
eigenen Leib erfahren: Ich fühlte mich am vorletzten Tag sehr krank – und die
Übungen haben über Nacht ganz deutlich mein Immunsystem gestärkt.
Ein besonders schöner Gewinn war es für mich, dass ich das erste Mal laut, aus
vollem Hals, in einer Gruppe schreien konnte. Mir war es danach, als hätte ich
ein Jahr lang auf diesen befreienden Moment gewartet.
(F. S. 2010-02-24)
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