2. Lehrgang - AKT II:

In AKT II kam es zum weiteren „Ausbau“ meines Gedankengebäudes über die ganzheitliche Kunsttherapie. Ich bemerkte mehr als im Jahr zuvor meine Fallenergien. Reagierte ich übermäßig auf ein Geschehen, wurde mir (spätestens) nach einiger Zeit die Restimulierung eines alten Themas sehr wohl bewusst. So emotionalisierte mich die Art und Weise des Austritts von Ö. aus unserer Peergruppe sehr. Ich erlebte ihr Vorgehen und ebenso ihren Verlust als sehr schmerzhaft, zeigte es aber in Form eines Vorwurfs. Die Bewusstwerdung des „Früher ähnlich“ brauchte noch eine Zeit; unmittelbar nach jenem Treffen agierte noch mein inneres verlassenes Kind. Heute sehe ich in diesem Vorfall meine letzte große „Aufregung“, wenn sich jemand entschließt, sich „von mir zu“ entfernen. Es war damit der Auftakt zu einer Haltung, die stärker die Bedürfnisse (und Ängste) des Gegenübers wahrnimmt und akzeptiert.

In diesem Jahr kam es auch zu einer weiteren Stabilisierung meines Gruppenthemas: Immer wieder gelang es mir, bei Gruppenprozessen bei mir bleiben zu können, was für mich ein großer Gewinn war. Ich lernte immer besser, mit mir zu sein und mich trotzdem in der Gruppe gut aufgehoben zu wissen. Dies war das Thema meiner Grenzen: Wo fange ich an, wo höre ich auf, wo beginnt die andere? Da ich von Kindheit an darauf „trainiert“ wurde, dass die Bedürfnisse der anderen immer wichtiger sind als die eigenen, war es ein großer Schritt, als ich in diesem Jahr begann, meine Grenzen bewusst wahrzunehmen und Nähe oder Distanz (spielerisch oder auch „real“) herzustellen. Es gelang mir auch ein Stück besser als im ersten Jahr, nach einer Frustration (etwa über Konflikte oder über Kritik an mir) nicht sofort in Selbstzweifel, Schuldgefühle, Selbstanklage (und umgehend in eine Rechtfertigungshaltung) zu fallen. Ich konnte einige Male „erproben“, Konflikte erwachsen zu klären, ohne – wie früher – meine Missemotionen hinunterzufressen, in Ängste abzugleiten, den anderen als Kontrahenten zu sehen und innere Dialoge zu führen.

So kam es in diesem Jahr zu vielen Entladungen in allen Medien, zu wichtigen Reflexionen über die aufgebrochenen Prozesse. Weiterhin konnte ich erleben, wie „sogartig“ ich aus einem Tief herausgezogen wurde, sobald ich mich auf das Medium einließ. Im zweiten Jahr entdeckte ich auch zunehmend meine Lust am Medium Theater, ich überwand immer mehr meine Hemmung, vor einer Gruppe zu sprechen.

Entscheidend in diesem Jahr war für mich, wie sehr meine persönliche Entwicklung durch die CoTherapie vorangetrieben wurde. Mit der CoTherapie begann für mich ein Beziehungsaufbau, dessen positive Ergebnisse ich zu Beginn nicht einmal ahnen konnte. Und noch etwas fiel in dieses Jahr: Ich gewann mehr Vertrauen in meine Bedürfnisse – und so hörte ich meine innere Stimme, die mich zu einem Aufbruch anderer Art drängte: Angesichts meiner chronischen Überlastung traf ich eine Entscheidung und stieg aus der Werbebranche aus. Dies war ein klarer Schritt. Und es war ein Zeichen, wie sehr ich mich zu meinem eingeschlagenen Weg bekannte, wie sehr sich meine Vision schon formierte ...
(F. S. 2010-03-10)