1. Lehrgang - AKT I:

Mit dem Einführungsseminar war mein „Schicksal“ besiegelt. Dieses Wochenende hatte mir eine Welt geöffnet, die ich mir nicht schöner vorstellen hätte können. Es war für mich, wie wenn ich endlich meine Heimat gefunden hätte. Und so war die Zeit in AKT I für mich das Entdecken eines wunderbaren Neulands, ein Abenteuer der Sinnlichkeit und Kreativität. Ich entdeckte bald die Macht der Medien – wie etwa bestimmte Übungen mich umgehend stabilisieren können, und wie andere mich „aufbrechen“ und meine verdrängten Gefühle ans Licht kommen lassen. Viel Aufregendes kam auf mich zu, in jedem einzelnen Modul, und ganz neue Sichtweisen drangen in mein Weltbild. Ich konnte plötzlich meinen tiefsten Wunden einen (anderen) Namen geben, ich konnte mich geborgen fühlen in diesen wohlwollenden Sichtweisen. Dies gelang besonders durch den Fokus auf das Gesunde, auf mein Gesundes. Natürlich tauchten zu Beginn in der Gruppe auch Missemotionen auf. Es zeigte sich meine Labilität in Gruppen (etwa bei „empfundener“ Kritik an meiner Person), und auch meine Überlastung im Job schlug sich oft in meiner Befindlichkeit während der Ausbildungswochenenden nieder. Es war auch das Jahr des einen oder anderen Widerstands, weil ich – wie ich jetzt weiß – selbst noch zu sehr im Unreinen mit mir war. Auch meine stillen Erwartungen an die grüne Gruppe (dass sie mehr Gefühle zeigen sollten), lösten sich erst in AKT II auf. AKT I war auch die für mich sehr schmerzhafte Erfahrung des ersten Events. Diese Erfahrung zeigte mir besonders, wie sehr ich im ersten Jahr im Dramatisieren und im Intellektualisieren war. Einen wichtigen Anstoß zur Erlösung dieses Teils in mir gab mir Harald, als er das Rationalisieren als Abwehrmechanismus besprach. Er appellierte an uns, das „Klugsein bleiben zu lassen“, und einfach nur zu sein. Diese Worte von Harald ließen mich innerlich bitterlich weinen, so „reif“ war ich für diese Wahrheit …

Ganz entscheidend waren in diesem Zusammenhang auch die „7 Schritte zur Handhabung von Missemotionen“. Dies war für mich der Beginn einer neuen Ära, um eigene Spannungen oder Konflikte mit anderen zu betrachten und um mit Ladungen konstruktiv umzugehen. Dieser Einblick war für mich das Licht am Ende meines Tunnels. Die Zauberworte waren: „Raus vom Dramatisieren, rein ins Medium“. Im ersten Jahr mache ich (nicht zuletzt dadurch) die schöne Erfahrung, dass sich auch eine starke Krise mit einem Gegenüber legen kann, wenn man die eigenen Gefühle, seine Ängste vor der betreffenden Person ausspricht und mit ihr in einen neuen Dialog tritt. Ich erkannte darin den einzigen erwachsenen, sinnvollen Weg, um mit Krisen und Spannungen umzugehen.

Stark sichtbar wurde für mich im ersten Jahr auch mein „Helfersyndrom“: Es verführte mich dazu, Gruppenstimmungen „retten“ zu wollen oder Kontrahenten miteinander zu versöhnen. In diesem Zusammenhang wurde mir auch bewusst, wie schwer ich Schweigen ertragen kann. Wie schwer es mir fällt, Kontrolle abzugeben. Wie schwer es mir fällt, einfach abzuwarten, was im „Raum zwischen dir und mir“ geschieht, also ohne zu pushen und ohne „zeit-effizient“ zu agieren. Langsam ahnte ich, dass dieses Helfersyndrom mich meine eigene Bedürftigkeit nicht spüren lassen sollte. Dies zu erkennen, war ein erster, wichtiger Schritt. Gleichzeitig gab es natürlich auch meine ersten positiven Erfahrungen in der Gruppe: Über manches Zeichen der Zuneigung, wenn während eines Prozesses meine Trauer hochkam, oder über Zuspruch und Trost bei Abschlussrunden erfuhr ich eine Freude, die mich oft zutiefst bewegte, manchmal sogar zu Tränen rührte. Auch das ist für mich jetzt ein großer Gewinn: Im Rückblick zu erkennen, an welchem fernen Punkt meine schöne Reise zu mir selbst damals startete …
(F. S. 2010-03-10)


 
 

 


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